Die Endosymbiontenhypothese wird heute vielfach unterstützt. Sie findet indirekt eine Bestätigung, dass bei rezenten Organismen Cytosymbiosen zu finden sind. Etwa das Pantoffeltierchen Paramecium bursaria, das mehrere 100 Zoochlorellen enthält. Beide Partner der Symbiose sind noch getrennt kultivierbar. Die Gruppe der Flechten verdankt ihre Existenz der symbiontischen Vereinigung von Pilzen mit Algen. Weit verbreitet sind Algensymbiosen bei aquatischen wirbellosen Metazoen. Viele Schwämme, Coelenteraten und Mollusken sind mit Algen oder mit freien Algen- Chloroplasten vergesellschaftet. Bei Pflanzenfressern besorgen in bestimmten Darmabschnitten untergebrachte Mikroorganismen, Bakterien und Protozoen für den Abbau von Blättern, Samen und Holz. Auch der omnivore Mensch ist Wirt zahlreicher symbiontischer Bakterien.
Diese unterschiedlichen „Mitbewohner“ liegen oft in einer „zellwandfreien Form“ vor. Wir wissen, dass es von Bakterien und Pilzen solche Formen gibt.
Ursprünglich sind die Stammformen dieser Mikroorganismen in einem unphysiologischen Milieu vorgekommen, das zeigt die erstaunliche Bandbreite der pH-Werte und Temperaturen der heute auftretenden Mikroorganismen (siehe Tab.1). Unter den Alkaliphilen gibt es Bakterien wie Agrobacterium tumefaciens die sich bei einem pH-Wert von 12 vermehren und Pflanzentumoren hervorrufen können. Gibt es also auch im Blut und in Geschwülsten von Tumorpatienten ähnliche Alkaliphile, so könnte man sie durch eine Mazeration mit Lauge aus dem Blut und Tumorgewebe isolieren und in einem Kulturmedium mit einem pH-Wert um 12 kultivieren. Die Arbeiten Gerlachs haben uns veranlasst auch eine Ultrafiltration des mazerierten Materials vorzunehmen. Daher wurden von uns die im folgenden beschriebenen Experimente durchgeführt.
Tab.1
Extrem |
überlebt bis: |
Habitat |
Organismus |
Hitze |
+
113°C |
In
und an Black Smokern |
Pyrolobus
fumarii |
Hitze
und Säure |
+
85°C; pH 2 |
Heiße,
saure Quellen im Yellowstone Park |
Sulfolobus
acidocaldarius |
Kälte |
0°C |
Meereis |
Polaromonas vacuolata |
Kälte |
-
15°C |
In
antarktischem Gestein |
Mikroalgen |
Lauge |
pH 10 |
alkalisches Gestein |
Natronobacterium pharaonis |
Lauge |
pH 12 |
Boden |
Agrobacterium tumefaciens |
Säure |
pH
0 |
In
sauren, vulkanischen Quellen |
Picrophilus torridus, P. oshimae |
Druck |
1.200
Atmosphären |
Boden
des Marianengrabens |
Bakterien
und Seegurken |
Tiefe |
3,2
Kilometer Tiefe |
In
Gestein |
Bakterium |
Radioaktivität |
3
Millionen rads |
In
Kuhdung,verfaultem Fleisch |
Deincoccus
radiodurans |
hochgiftige
Schwermetalle |
6-wertiges
Chrom |
In
Basaltgestein unterhalb von Deponien |
Arthrobacter
oxydans |
Säure
und Schwermetalle |
pH
<2; Arsen, Nickel, Kadmium |
Im
verseuchten Rio Tinto in Spanien |
Thiobacillus
ferrooxidans; Leptopsirillum ferrooxidans |
Salz |
5,2
molare NaCl-Lösung |
Natürliche
und künstliche Salzseen, Totes Meer |
Halobacterium
salinarum |
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